Wohngemeinschaft – auch für Berufstätige ein interessantes Modell

– Bei der aktuellen Wohnungsknappheit eine geeignete Unterkunft in einer Großstadt zu finden, ist alles andere als einfach. Vor allem dann, wenn Erwerbstätigen nach einem Jobwechsel nicht viel Zeit für die Suche bleibt. Auch deshalb erfreuen sich Beruf-WGs einer immer größeren Beliebtheit. „Ich teile mir eine 150 Quadratmeter große Wohnung mit einem Anwalt und einem IT-Berater, die beide älter als 30 Jahre sind. Außerdem steht uns eine 40 Quadratmeter große Dachterrasse zur Verfügung“, sagt Alexander Stark, der seit 2015 im hippen Belgischen Viertel nahe der Kölner Innenstadt lebt. Damals reiste der 37-jährige Marketingfachmann eines Verlagshauses mehrmals von Frankfurt nach Köln, um Wohnungen zu besichtigen – ohne Erfolg. Ein Freund machte ihn schließlich auf das Modell der Berufs-WG aufmerksam. „Daraufhin habe ich im Internet geguckt und Bilder von meiner jetzigen WG gesehen, die mich sofort angesprochen hat. Einige Wochen später konnte ich dann schon einziehen.“ 

Schnelle Eingewöhnung. Die Vorteile für Neuzugezogene: Die Mitbewohner sind in den meisten Fällen bereits ortskundig. Entsprechend leicht fiel es Stark, sich in Köln einzuleben. „Wie man es von einer Studenten-WG kennt, teilen wir uns die Küche“, beschreibt er seinen Alltag. „Dabei kocht der eine gerne mal für den anderen mit oder bestellt einen Kasten Bier für die Allgemeinheit. Alles gleicht sich aus.“ Gleichzeitig genießen Bewohner einer Berufs-WG einen anderen Komfort als es in Wohngemeinschaften von Auszubildenden oder Studenten üblich ist. Denn die Berufstätigen verfügen schlichtweg über mehr Geld. Auch deshalb ist Starks Unterkunft modern ausgestattet. Die zweistöckige Wohnung verfügt beispielsweise über eine sehr große und topmoderne Wohnküche, die stets die zentrale Anlaufstelle der Bewohner ist. Für regelmäßige Ordnung in allen Räumen sorgt eine gemeinsam bezahlte Reinigungskraft. Nur: Haben alle Beteiligten in einer Berufs-WG nach einem anstrengenden Arbeitstag überhaupt ihre Ruhe? Stark winkt ab. „Natürlich wird mal Party gemacht. Aber bei Berufstätigen kommt es eben auch häufiger vor, dass jemand lange arbeitet, auf einer Geschäftsreise ist oder sich im Urlaub befindet. Entsprechend habe ich die Wohnung des Öfteren komplett für mich alleine.“ 

Kommunikation gewünscht. Über den Lärm seiner Mitbewohner kann sich Stark also nicht beschweren. Vielmehr ist er froh, sich in den Abendstunden regelmäßig mit ihnen unterhalten zu können. „Die meisten Bewohner einer Berufs-WG sind kommunikativ, was ich als sehr angenehm empfinde. Wenn ich die Wohnung einige Tage für mich habe, reicht mir das schon. Meist lade ich dann sogar Leute zu uns ein, um gemeinsam mit ihnen etwas zu unternehmen“, sagt der Marketingexperte, der sich gleichzeitig den Nachteilen dieses Wohnmodells bewusst ist. „Wir können uns die Momente, in denen wir ganz alleine sein wollen, nicht aussuchen. Die Privatsphäre ist also ein stückweit eingeschränkt. Zudem muss man sich auf die Marotten von anderen Leuten einstellen.“ Doch damit hat Stark kein Problem, ansonsten hätte er sich nicht auf diese Art des Wohnens eingelassen. Kein Wunder also, dass er das Leben in einer Berufs-WG mit bestem Gewissen weiterempfehlen kann. „Für mich passt dieses Wohnmodell perfekt. Und anscheinend bin ich nicht der einzige. Schließlich sind in den letzten Jahren immer mehr Berufs-WG in Großstädten entstanden.“

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