Mehrgenerationenhaus:
Ein Zuhause für alle

– Das Leben in einem Mehrgenerationenhaus klingt verlockend – sowohl für Familien als auch für ältere Menschen. Es verspricht gegenseitige Unterstützung bei der Kinderbetreuung, bei Einkäufen, im Haushalt sowie eine enge Gemeinschaft, in der niemand alleine alt werden muss. Damit es nicht zu Konflikten kommt, sollte das Vorhaben allerdings gut geplant werden.

Eigene Bereiche wichtig. Ganz gleich, ob die Bewohner miteinander verwandt sind oder nicht: Die Eigentumsverhältnisse am Haus sollten klar geregelt sein. Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren rät, dies mit einem Rechtsanwalt zu besprechen: „Je mehr Bewohner im Grundbuch stehen, desto problematischer kann es werden, wenn die Konstellation im Haus in die Brüche geht.“ Besonders wichtig sei eine klare Regelung, wenn eine Partei den Neu- oder Umbau finanziert und die anderen zur Miete wohnen. Zudem sollte jede Generation einen eigenen Rückzugsbereich haben. Den Kontakt fördern Gemeinschaftsräume oder Treffpunkte wie ein gemeinsamer Innenhof oder Garten. Eine klare Trennung zwischen den Wohnbereichen – idealerweise mit separaten Haus- oder Wohnungstüren – kann sich bei Ärger als gewinnbringend erweisen. Keiner sollte das Gefühl haben, von den Mitbewohnern beobachtet zu werden. Die Privatsphäre zu respektieren und die Nähe nicht auszunutzen, ist ein wichtiger Faktor für das Funktionieren des Zusammenlebens. Dies gilt ebenso für die Möglichkeit, Probleme offen anzusprechen und im Dialog auszuräumen.

Kompromisse findenAuch über die Nutzung der Fläche kann es zwischen den Generationen verschiedene Ansichten geben – zum Beispiel im Garten. Während für Familien genügend Platz zum Spielen für die Kinder wichtig ist, begeistern sich ältere Menschen eher für die Gartenarbeit. Auch da gilt es, bereits bei der Planung Kompromisse zu finden, sodass alle Bewohner auf ihre Kosten kommen und das Konfliktpotenzial verringert wird. Ist alles gut geplant und sind die Grenzen abgesteckt, so bringt die Entscheidung für ein Mehrgenerationenhaus viele Vorteile mit sich. Die Bewohner entscheiden sich bewusst für ein Miteinander im Alltag, für gegenseitige Hilfe und Beistand. In vielen Städten gibt es mittlerweile auch größere Wohnkomplexe mit der Mehrgenerationen-Idee. Wer dort einzieht, findet meist renovierte, barrierefreie und energieeffiziente Wohnungen vor. Dies spart langfristig Kosten.

Geld vom StaatSeit 2017 werden Mehrgenerationenhäuser vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Bis 2020 fließen 3,5 Millionen Euro in rund 540 Objekte in ganz Deutschland. Mit dem Programm will die Bundesregierung dem demografischen Wandel Rechnung tragen und moderne Wohnformen verbreiteter und bezahlbarer machen.

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