Home Staging zeigt Immobilien von ihrer besten Seite

– Der Kauf einer Immobilie ist für viele Menschen ein entscheidender Schritt im Leben. Neben den harten Fakten wie Größe, Lage, Zustand und Preis des Objektes sollte eines nicht vergessen werden: das Bauchgefühl.

Trend aus Übersee. Um potenziellen Käufern einen besseren Eindruck vom Haus oder der Wohnung zu vermitteln, greifen Verkäufer immer häufiger zu einem Trend aus den USA: Home Staging. Statt die Räume leer und nüchtern zu präsentieren, werden die Objekte dabei mit Möbeln, Teppichen, Deko-Artikeln und Blumen wohnlich gestaltet. So können sich Interessenten besser vorstellen, wie ihre eigenen Möbel in der Wohnung oder dem Haus wirken. Home Staging zeigt die Räume von ihrer besten Seite, ohne dass Verkäufer viele Worte verlieren müssen. Dass sich die Investition in die Möblierung auf Zeit lohnt, belegen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Home Staging und Redesign e. V. (DGHR). Einer aktuellen Studie zufolge wurde bei knapp drei Vierteln der Immobilien, die vor dem Verkauf entsprechend in Szene gesetzt wurden, der Angebotspreis erzielt – oder sogar übertroffen. Untersucht wurden 1.051 Transaktionen zwischen 2014 und 2018. Ebenso sorgte das Home Staging für kürzere Vermarktungszeiten: Gut zwei Drittel der Anbieter erhielten innerhalb von vier Wochen eine Kaufzusage, 15 Prozent sogar gleich am ersten Besichtigungstag.

Personengruppen gezielt ansprechenHome Staging ist besonders in Ballungsräumen mit hoher Wohnraumnachfrage und geringem Angebot angesagt. Durch die Art der Herrichtung können bestimmte Zielgruppen direkt angesprochen werden – vom Single über die Familie bis hin zu Senioren, die ein Nest fürs Alter suchen. Kontakte zu qualifizierten Home Stagern gibt es im Anbieterverzeichnis der DGHR unter www.dghr-info.de. Die Preise liegen bei etwa einem bis drei Prozent des Kaufpreises. Für die Arbeit sollten je nach Größe und Zustand des Objektes eine bis zwei Wochen eingeplant werden. Nicht nur leerstehende, sondern auch möblierte Immobilien können vor dem Verkauf aufgehübscht werden. Wer dafür keinen Profi beauftragen möchte, kann vieles selbst angehen. Erster Schritt ist das Aufräumen. „Die Räume wirken sofort heller und luftiger“, sagt Joseph Johnson, Home Stager aus Düsseldorf. Dabei sollte alles, was keinen Zweck erfüllt, entfernt werden. Dazu gehört auch Gerümpel in der Abstellkammer – der Raum wirkt dann größer und flexibel nutzbar. Ebenso wichtig: Vor der Besichtigung gründlich putzen und bei Bedarf mit Licht Akzente setzen. Für Gemütlichkeit kann zudem der Duft nach Kaffee oder frisch gebackenem Kuchen sorgen.

Präsentieren ohne zu BlendenPersönliche Gegenstände wie Bilder, herumliegende Kleidung oder Bad-Utensilien wie Zahnbürsten sollten ebenfalls „unsichtbar“ gemacht werden. Sie lenken potenzielle Käufer eher ab und erschweren die Vorstellung, die Immobilie als eigenes neues Zuhause zu betrachten. Insgesamt empfehlen die Profis, die Einrichtung möglichst neutral wirken zu lassen. So erreichen Verkäufer eine breite Zielgruppe. Schwierig wird das Home Staging bei geerbten Häusern, die altmodisch eingerichtet sind. Dunkle Einbauküchen, abgewetzte Böden und gemusterte Fliesen wirken auf Interessenten zunächst abschreckend. Oft hilft es schon, mit Dekoration und frischen Farben den Raum ein wenig freundlicher zu gestalten. Im Bad können aus der Mode gekommene Fliesenmuster durch viel Weiß in Form von Handtüchern und Vorlegern entschärft werden. Um potenziellen Käufern die Sorge zu nehmen, durch das Home Staging geblendet zu werden, empfiehlt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB), auf jeden Fall ein Gutachten der Immobilie erstellen zu lassen: „Ein Bausachverständiger sollte einen realistischen Preis ermitteln.“ Das Gutachten habe zudem den Vorteil, dass mögliche Mängel aufgedeckt werden. „Falls der Verkäufer dem Käufer die Mängel verschweigt, kann es dazu kommen, dass der gesamte Verkauf rückgängig gemacht wird“, warnt die Expertin. Deshalb dürften etwa Wasserflecken an der Wand mit ungeklärter Herkunft nicht einfach überstrichen werden.

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