So nah und doch so fern – Außerhalb der Domstadt lebt es sich oft günstiger.

Grüner und günstiger leben?

Die Enge und den Lärm der Großstadt hinter sich lassen, den Kindern eine grüne Umgebung zum Aufwachsen bieten, Nachbarschaft statt Anonymität, zur Freizeitgestaltung schon dort sein, wo es schön ist – es gibt viele Gründe, am Stadtrand oder in Kleinstädten wohnen zu wollen.

Seit Mieten und Kaufpreise so scharf angezogen haben, kommt noch ein finanzieller hinzu: Für die Miete einer Dreizimmerwohnung in Lindenthal gibt es eine Doppelhaushälfte mit Garten in Berg-
heim, für den Kaufpreis eines Reihenmittelhauses in Ossendorf ein freistehendes Einfamilienhaus mit doppelt so viel Wohnfläche in Nümbrecht, so die Legende. Geringere Nachfrage sowie die Verfügbarkeit von Flächen führen zu einem gewissen Preisgefälle. Klar, dass in stark verdichteten Großstädten Bauland knapp und damit teuer ist, während „draußen“ immer mal wieder ganze Areale für Wohnzwecke neu erschlossen werden.

Verkehrsanbindung zählt. Doch so ganz gehen diese Rechnungen nicht mehr auf. Dort, wo die Verkehrsanbindung nach Köln, Bonn und Leverkusen gut ist – über die Autobahn und/oder den öffentlichen Nahverkehr –, haben die Preise fürs Wohnen mit denen in den Zentren Schritt gehalten. „Selbst in unserem ländlichen Raum hat es eindeutig angezogen“, beobachtet Michael Eiteneuer, Niederlassungsleiter der Volksbank Oberberg in Wiehl. Andreas Zölzer, Leiter der Baufinanzierung der Raiffeisenbank Frechen-Hürth kann das bestätigen: „Die Nachfrage ist hoch, die Preise sind gestiegen. Der Second-Hand-Markt ist leergefegt, Objekte werden sehr schnell verkauft.“ Erheblich entspannter ist der Markt dem Bericht der KSK Immobilien GmbH zufolge nur in den östlichen Gemeinden des Oberbergischen Kreises und weit im Westen des Rhein-Erft-Kreises. Hier müssen Interessenten jedoch schon wieder spitz rechnen: Lohnt sich die Ersparnis an den Wohnkosten gegenüber dem zeitlichen und finanziellen Aufwand für das Pendeln zum Arbeitsplatz?

Schleppender Ausbau. Ein schöner Kompromiss ist das Wohnen am Kölner Stadtrand – grüne Umgebung, moderatere Preise als in den Innenstadtlagen, trotzdem schnell in der Stadt. Allerdings scheitert der rasche Ausbau bisher an Planungs- und Infrastrukturfragen. In Rondorf-Nordwest sind rund 1.000 neue Wohnungen geplant, aber es gibt nur einen langsamen Busanschluss. Der Ausbau der Nord-Süd-Stadtbahn um drei bis vier Stationen ist Zukunftsmusik. In Zündorf-Süd sind schon seit vielen Jahren 2.200 neue Wohnungen in der Planung, mindestens ebenso lange die Verlängerung der Straßenbahn-Linie 7. 2.200 Wohnungen könnten zwischen Chorweiler und Fühlinger See entstehen, aber die Planung stockt. Im Planungsamt der Stadt heißt es dazu: „Wo zu 90 Prozent alles bebaut ist, gibt es so gut wie keine unproblematischen Flächen mehr. Wir haben es stets mit vielen Beteiligten und Interessen zu tun. Und fast immer sind Schutzgebiete betroffen.“ Bebauungsplanverfahren sollen künftig aber weniger kleinteilig und damit schneller werden. Die großen Projektentwickler stoßen bereits in die Randlagen vor: Interhouse vermarktet derzeit die „Zündorfer Gärten“ mit 27 Eigenheimen, Kampmeyer Immobilien baut in Dellbrück die „Kemperbacher Auen“ mit 47 Wohneinheiten zum Kauf.

Viertel wandeln sich. Innerhalb der Stadt gibt es darüber hinaus immer „schleichende“ Entwicklungen. Besonders dort, wo große Investoren mangels Fläche nicht zum Zuge kommen, wandeln sich Viertel ganz allmählich. Derzeit stehen das bislang eher verschmähte Kalk und andere rechtsrheinische Lagen im Fokus besonders von jungen Leuten auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum – eine Entwicklung, die etwa Ehrenfeld oder Nippes schon hinter sich haben. Auf der „Schäl Sick“ sehen die Stadtplaner noch Raum, um das Bevölkerungswachstum um bis zu 200.000 Menschen für ganz Köln teilweise aufzufangen.

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