Bautagebuch – Den Fortschritt festhalten
– Der Volksmund sagt: Ein Mann soll in seinem Leben ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen und ein Haus bauen. Und da Letzteres in den meisten Fällen ein Großprojekt ist, unterlaufen Laien schneller Fehler. Ein Bautagebuch zu führen, ist daher besonders wichtig. Das Dokument hilft den Überblick zu behalten und im Zweifel Fehler und Mängel besser nachzuweisen. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn das Vorhaben zunehmend die Ersparnisse aufzehrt.
Sorgfältig führen. Das Tagebuch belegt alle Phasen des Bauvorhabens. Am besten wird jeder Termin auf der Baustelle nach demselben Schema protokolliert. Dazu gehören zum Beispiel Datum, Uhrzeit, Abläufe, besondere Vorkommnisse, beteiligte Personen und Firmen sowie die Wetterverhältnisse. Fotos sind ebenfalls gut. Dabei gilt: Vom Großen ins Kleine fotografieren – also immer erst eine Gesamtaufnahme von der Situation machen und dann ins Detail gehen. Hilfreich ist es, eine Münze oder einen Zollstock als Vergleich mit abzubilden.
Das Dokument sollte die wesentlichen Ereignisse auf der Baustelle erfassen, erklärt Architektin Friederike Proff von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Überwacht ein Fachmann den Bau, muss er diese Leistung im Rahmen der Objektüberwachung erbringen. „Wer als Bauleiter kein Bautagebuch führt, dem drohen Honorarkürzungen“, sagt Proff weiter. Architekten sollten alle Entscheidungen aus Besprechungen erwähnen und möglichst von allen Beteiligten unterschrieben werden. Wichtig ist die Kontinuität und das regelmäßige Festhalten des Fortschrittes. Selbst wenn es keine Tätigkeit auf der Baustelle gab, sollte dies notiert werden. Weiterhin führen beteiligte Firmen Bücher, in denen etwa der Stundenaufwand ihrer Mitarbeiter festgehalten wird.
Analog oder digital. Grundsätzlich steht es den Verfassern frei, in welcher Form sie das Bautagebuch gestalten. Neben der klassischen, handschriftlichen Variante bieten spezielle Programme und Apps heute vereinfachte Möglichkeiten. Sie sind auf mehreren mobilen Endgeräten einsetzbar, wodurch Inhalte schnell geteilt werden können. Dank ihnen bleiben Bauherr, Handwerker und Gutachter immer auf dem aktuellen Stand. Diktierfunktionen ermöglichen ein einfaches Bedienen, insbesondere, wenn schmutzige Hände oder kleine Displays das Tippen erschweren.
Rechtsverbindlich ist das Bautagebuch nicht. „Es ist kein amtliches Dokument, hat aber durchaus eine rechtliche Bedeutung“, erklärt Johannes Jochem, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Bau- und Immobilienrecht im Deutschen Anwaltverein. Ist es gut geführt, bietet es die Möglichkeit zu kontrollieren, ob Zeitpläne und Qualitätsstandards eingehalten wurden. So können später in der Gewährleistungsphase leichter Ursachen und Verursacher eventueller Mängel herausgefunden werden. Kurzum: Es kann im Streitfall Beweise erleichtern.
Blogs im Netz. Online geführte Bautagebücher werden gern gelesen: „Blogs und andere Dokumentationen im Internet haben eine große Wirkung. Bauherren sollten sorgfältig mit ihrer Verantwortung umgehen und nur sachliche und korrekte Eintragungen veröffentlichen“, rät Marc Ellinger, Leiter des Regionalbüros Freiburg-Südbaden im Verband Privater Bauherren. Aber sie können ihre mediale Hoheit nutzen, um Probleme mit einzelnen Firmen zu beschreiben. „Im besten Fall sind Bautagebücher Instrumente zur Qualitätsverbesserung am Bau“, sagt Ellinger. Firmen schauen genau, was Bauherren über sie schreiben, potenzielle Kunden lernen von den Erfahrungen anderer. „Es spricht sich schnell herum, ob ein Unternehmen sorgfältig arbeitet oder nicht.“
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